Im November 2023 berichtete die Finanzpresse über Abflüsse von 6,8% bei Rohstoffen. Wie zu erwarten war, gab es kaum Marktreaktionen. Denn die Anleger wissen, dass diese Märkte volatil sind, und viele profitieren davon.

Einen Monat später hingegen, als die Nettoabflüsse aus ESG-Fonds (environmental, social, governance) nur um 0,1% zurückgingen, riefen einige Publikationen den Weltuntergang aus. Wir wurden bombardiert mit negativen Berichten über "historische Schläge", "düstere Bilder" und sogar dem „letzten Nagel im Sarg". Und das wegen -0,1%.

Das ist eine Blockade des Fortschritts in Reinform. Eines Tages werden unsere Urenkel diese Artikel genauso befremdlich finden, wie wir die archaischen "Stimmen für Frauen, NIE!" Flugblätter , die vor über einem Jahrhundert veröffentlicht wurden. Schlagzeilen wie diese werden auf dem Müllberg der Geschichte landen, wo sie auch hingehören.

Auch wenn alarmierende Schlagzeilen, mächtige Konzerne und "Anti-Aufklärungs"-Politiker Zweifel verbreiten, können sie den Fortschritt nicht aufhalten. Die Dynamik ist bereits zu stark. 84% der Konsument:innen würden sich heute von einer Marke mit schlechten Umweltpraktiken abwenden, und die Tendenz steigt von Jahr zu Jahr, da die Öko-Angst immer weiter zunimmt. Und nachhaltige Produkte wachsen 2,7 Mal schneller als andere. Auch die Zahl der Gerichtsverfahren im Zusammenhang mit dem Klimawandel hat sich in nur fünf Jahren mehr als verdoppelt.

Die Regulierungsbehörden haben dies bereits zur Kenntnis genommen. Die Vorschriften zu Kohlenstoffemissionen, Greenwashing und Transformationsplänen werden immer strenger. Die EU ist dabei Vorreiter. Die EU-Taxonomie, die  Sustainable Finance Disclosure Regulation SFDR (Offenlegungsverordnung, sprich EU-Verordnung über die Veröffentlichung von Informationen der Finanzmarktteilnehmer zur Nachhaltigkeit ihrer Investitionsentscheidungen) und die Regeln für den Emissionshandel werden bereits weltweit nachgeahmt. Wir bei Triodos setzen uns dafür ein, dass für konventionelle Investments die gleichen strengen Standards gelten wie für nachhaltige Investments.

Die Richtung ist klar, der Zug hat den Bahnhof bereits verlassen. Mehr noch: Konsumenten und Investoren treiben ihn an.

Widerstand ist ein normaler Teil des Wandels, und Gegenargumente machen uns bewusst, wie andere die Dinge sehen. Sie zwingen uns, besser zu erklären, warum wir glauben, dass der Finanzsektor die "wahre Rendite" seiner Investitionen untersuchen sollte und seine Risiko-Rendite-Betrachtung durch eine Impact-Risiko-Rendite-Betrachtung ersetzen sollte.

Triodos Investment Management (T-IM) investiert seit Mitte der 1980er Jahre in rentable grüne und nachhaltige Projekte. Weil es funktioniert. Der Investmentansatz von Triodos Investment Management hat vier große Rezessionen und 65 Zinserhöhungen überstanden. Allen Unkenrufen zum Trotz (die es auch in den 80er Jahren gab) ist T-IM immer noch da, wächst weiter und erzielt solide Renditen.

Ebenso wichtig wie positive finanzielle Renditen sind ökologische und soziale Wirkungen. Das ist es, was nachhaltige Investoren - und insbesondere Impact Investoren - auszeichnet. Meiner Meinung nach macht es keinen Sinn, Geld zu investieren, wenn wir damit nicht das verbessern, was verbessert werden muss. Um eines meiner Lieblings-Investments von TIM ins rechte Licht zu rücken (im wahrsten Sinne des Wortes): Im Jahr 2023 haben wir WeLight finanziert, ein Unternehmen, das in Madagaskar solare Mini-Grids baut. Die Versorgung von 45.000 Familien und Unternehmen mit sauberem Strom hat so viel Gutes für die lokale Wirtschaft, Bildung und Wertschätzung bewirkt, dass es gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.

Wo immer man Fortschritt findet, findet man auch die Menschen (die jetzt auf der falschen Seite der Geschichte stehen), die versucht haben, ihn zu verhindern. Vor mehr als einem Jahrhundert waren es die Suffragetten, die das Frauenwahlrecht erstritten. Ein paar hundert Jahre früher waren es die Abolitionisten, die die Sklaverei abschaffen wollten. Jahrhunderte lang bis zur heutigen Klimakrise wird es immer Stimmen geben, die sich - meist sehr lautstark - in den Weg stellen und versuchen, sinnvolle Veränderungen zu verhindern.

Aber wir sollten nicht vergessen, dass diese lauten und kritischen Stimmen zugleich eine entscheidende Rolle im Prozess der Verbesserung und des institutionellen Wandels spielen. Indem wir uns unterschiedliche Standpunkte anhören und alternative Perspektiven in Betracht ziehen, können wir Verbesserungspotenziale erkennen und notwendige Anpassungen vornehmen. So hat Triodos Investment Management zum Beispiel ihre Prozesse weiter verfeinert und neue Datenpunkte hinzugefügt, um den wachsenden Anforderungen der EU im Bereich Nachhaltigkeit gerecht zu werden. Das erleichtert Anleger:innen den Vergleich zwischen verschiedenen Investmentfonds.

Meine Botschaft an nachhaltige Investoren lautet: Stark sein und durchhalten. Wie eine Eiche gegen den Wind. Ich habe keinen Zweifel daran, dass die Lobbyisten weiterhin jede Marktdelle für ihre Zwecke ausnutzen werden. Aber wir sind auf lange Sicht hier. Seit mehr als 35 Jahren. Wir folgen nicht nur unserem Kopf, sondern auch unserem Herzen, wir suchen den Gewinn und geben unsere Vision nie auf.

Ignoriere den Lärm. Impact Investing steht auf der richtigen Seite der Geschichte.