Marktvolumen steigt 2022 um 15 Prozent auf 578 Milliarden Euro 

Nachhaltige Geldanlagen bleiben in Deutschland weiterhin auf Wachstumskurs. Die Nachfragen stieg in Deutschland gegenüber dem Vorjahr um 15% an und erreichte den neuen Rekordwert von 578 Milliarden Euro. Diese Zahlen präsentierte das „Forum für Nachhaltige Geldanlagen“, kurz FNG, in seinem jährlichen Marktbericht.  

Das FNG repräsentiert insgesamt über 230 Mitglieder in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz, die sich für mehr Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft einsetzen. Sie fördern den Dialog und Informationsaustausch zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, setzen sich für verbesserte rechtliche und politische Rahmenbedingungen für nachhaltige Investments ein und dafür, dass Anleger bei einer Finanzberatung aufgeklärt werden, wo ihr Geld investiert wird. Auch die Triodos Bank ist Mitglied. 

Der Marktanteil nachhaltiger Geldanlagen liegt demnach nun bei 12,5 Prozent. Das ist ein kräftiger Anstieg gegenüber dem Vorjahr, wo er erst 9,4 Prozent betrug. Freilich ist der Anteil nachhaltiger Geldanlagen gemessen am gesamten Anlagemarkt unserer Meinung nach somit immer noch viel zu gering und wird hoffentlich in den kommenden Jahren noch deutlich steigen.

Besonders Publikumsfonds, in die hauptsächlich Privatanleger investieren, verzeichneten Zuwächse – und zwar 29 Prozent auf 317 Milliarden Euro. Inzwischen ist das Volumen der nachhaltigen Publikumsfonds damit fast doppelt so groß wie das Volumen für Mandate und Spezialfonds (Rückgang um 3 Prozent auf 159 Milliarden Euro), die allein an institutionelle Kunden vertrieben werden.

“Mehrere wissenschaftliche Studien belegen, dass nachhaltige Geldanlagen krisenresistenter als konventionelle sind”, resümierte der Vorstandsvorsitzende des FNG, Bernhard Engl auf der Präsentation des Marktberichts Anfang Juli in Frankfurt. 

Die Einlagen der Kund:innen bei Nachhaltigkeitsbanken und nachhaltig verwalteten Eigenanlagen dieser Banken summierten sich auf insgesamt 45,2 Milliarden Euro. Befragt wurden hierfür 14 nachhaltige Spezialbanken, wie die Triodos Bank.  

Welche Geldanlagen gelten als nachhaltig im FNG-Marktbericht? 

Bei der Erhebung der Zahlen orientiert sich das FNG an der Regulatorik der Europäischen Union.  Anbieter von Finanzprodukten sind seit März 2021 verpflichtet, mehr Informationen über die Umwelt-, Sozial- und Governance-Ansätze, Nachhaltigkeitsrisiken sowie -auswirkungen ihrer Fonds offenzulegen. Geldanlagen gelten demnach als nachhaltig, wenn sie nach Artikel 8 oder 9 klassifiziert wurden. Artikel 8 Fonds müssen Angaben dazu machen müssen, wie etwaige ökologische oder soziale Nachhaltigkeitsmerkmale erfüllt werden, sofern vorvertraglich damit geworben beziehungsweise sie bewusst gefördert werden. Artikel 9 verlangt analog Informationen dazu, wie ein etwaig angestrebtes konkretes Nachhaltigkeitsziel erreicht werden soll.  Obwohl es auch unter den Berichtsteilnehmenden unterschiedliche Auffassungen gibt, ob es sich bei sämtlichen nach Artikel 8 und Artikel 9 klassifizierten Produkten um nachhaltige Produkte handelt, bietet diese Einordnung doch aktuell eine Orientierung.  
 
Welche nachhaltigen Anlagestrategien wurden genutzt? 

Im Marktbericht wurden erneut die häufigsten nachhaltigen Anlagestrategien analysiert. Auf Platz 1 befinden sich Ausschlüsse. Sie wurden bei 95 Prozent der betrachteten Assets angewandt. Es folgen Engagement bei 90 Prozent und Stimmrechtsausübung bei 88 Prozent der Assets. Die Aufteilung der Anlagestrategien in der Grafik im Überblick: 

 

AusschlussDieser Ansatz schließt systematisch bestimmte Investments oder Investmentklassen wie Unternehmen, Branchen oder Länder vom Investment-Universum aus, wenn diese gegen spezifische Kriterien verstoßen.
Best-in-ClassAnlagestrategie, nach der – basierend auf ESG-Kriterien – die besten Unternehmen innerhalb einer Branche, Kategorie oder Klasse ausgewählt werden.
EngagementLangfristig angelegter Dialog mit Unternehmen, um deren Verhalten bezüglich ESG-Kriterien zu verbessern.
Impact InvestmentInvestitionen in Unternehmen, Organisationen oder Fonds mit dem Ziel, neben finanziellen Erträgen auch Einfluss auf soziale und ökologische Faktoren zu nehmen.
ESG-IntegrationExplizite Einbeziehung von ESG-Kriterien bzw. -Risiken in die traditionelle Finanzanalyse.
Nachhaltige ThemenfondsInvestitionen in Themen oder Assets, die mit der Förderung von Nachhaltigkeit zusammenhängen und einen ESG-Bezug haben.
Normbasiertes ScreeningÜberprüfung von Investments nach ihrer Konformität mit bestimmten internationalen Standards und Normen, z. B. dem UN Global Compact, den OECD-Leitsätzen für multinationale Unternehmen oder den ILO-Kernarbeitsnormen.

Stimmrechtsausübung

Die Ausübung von Aktionärsrechten auf Hauptversammlungen, um die Unternehmenspolitik bezüglich ESG-Kriterien zu beeinflussen. Die Stimmrechtsausübung ist Teil des ESG-Engagement.

Wie ist das Stimmungsbild? 

Insgesamt blicken die Befragten positiv in die Zukunft. 80 Prozent der Befragten erwarten für das laufende Jahr erneut ein Wachstum. Die Teilnehmer wünschen sich jedoch nachvollziehbarere Regelwerke, verlässliche Standards, mehr Aufklärung zum besseren Verständnis von Nachhaltigkeit sowie eine hohe Transparenz und Qualität der nachhaltigen Finanzprodukte. Durch eindeutigere Definitionen für nachhaltige Geldanlagen können auch Greenwashing-Vorwürfe, die die Branche immer wieder belasten, besser bekämpft werden. Die Teilnehmer wünschen sich u.a. eine Differenzierung zwischen nachhaltigen Geldanlagen und Investitionen in Unternehmen, die aktiv zu einer nachhaltigen Transformation beitragen. 

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Video der FNG-Marktbericht-Präsentation mit spannenden Insights

Die Präsentationen des FNG-Marktberichts im Juli in der Frankfurt School of Finance inklusive vieler weiterer spannender Vorträge und Podiumsdiskussionen, z.B. zu Rahmenbedingungen der Substainable Finance-Branche und Engagement-Beispielen aus der Praxis können Sie sich in diesem Video ansehen.

Mit spannenden Vorträgen:

  • Sebastian Füllgraf, Leiter Marktbericht FNG zu Nachhaltige Geldanlagen 2023
  • Anna Katharina Dahms und Roland Kölsch von der Qualitätssicherungsgesellschaft Nachhaltiger Geldanlagen (QNG)
  • Caroline Vogl-Lang, Bundesministerium für Klimaschutz in Österreich
  • "Gemeinsam für glaubwürdige Produkte was die Sustainable Finance-Branche jetzt tun kann und welche Rahmenbedingungen sie dafür braucht."   Diskussionsrunde mit Marcus Brenken, ökofinanz-21; Stefan Eich, Deka-Gruppe; Dr. Katja Kirchstein, WWF 
  • Dr. Anne Kellers, Wharton ESG Initiative
  • "Engagement: Der beste Weg, um die Transformation der Realwirtschaft zu beschleunigen?" Diskussionsrunde mit Thomas Frey, Twelve Capital; Anne Jackermeier, BlueOrchard/Schroders; Dr. Anne Kellers, Wharton ESG Initiative; Tommy Piemonte, Shareholders for Change
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