Klimaschutzabsichten im Finanzsektor werden gerne ohrenbetäubend bejubelt. In der Fachpresse lesen wir immer häufiger von Finanzinstituten, die in einer undefinierten fernen Zukunft "Netto-Null" erreichen wollen. Möglichen Klimakatastrophen soll mit grünen Anleihen, Klimafonds und ESG-Fonds begegnet werden. So weit, so gut.
Als die UN-Klimawissenschaftler:innen beschlossen, der Klimaschutzfinanzierung im neuen IPCC-Bericht ein ganzes Kapitel zu widmen, erhofften sie sich zweifellos ein Ergebnis, das zuversichtlich stimmt. Und das die schrillen Jubelrufe mit ordentlichen Fakten untermauert. Denn eines ist klar: Ohne die Beteiligung der Finanzwelt lassen sich Klimaziele nicht erreichen.
Ich gehe davon aus, dass die Wissenschaftler:innen inzwischen ziemlich desillusioniert auf dieses Kapitel schauen. Denn es zeigt sich, dass noch immer viel zu wenig Geld für den Klimaschutz im Einsatz ist – benötigt wird etwa drei- bis sechsmal so viel.
Fakt ist, dass nach wie vor mehr Geld in die globale Erwärmung als in die Kühlung des Planeten fließt. Die Wirkung der Mittel, die für den Klimaschutz ausgegeben werden, ist buchstäblich wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Das ist nicht verwunderlich, denn hier geht es vor allem um die Finanzierung des "weniger Schlechten" und nicht des "Besseren". Will heißen: Es findet allenfalls Schadensbegrenzung statt. Und selbst wenn Klimarisiken berücksichtigt werden, was zum Teil nur auf Druck der Regulierungsbehörden geschieht, geht man diese allenfalls halbherzig an. So werden Klimarisiken nur selten wirklich eingepreist – und die Finanzierung des fossilen Sektors lohnt sich leider noch immer.
Dazu kommt, dass die Menge an finanzierten Treibhausgasen auf die verschiedenen Segmente des Finanzsektors verteilt werden: von regulierten Banken zu Schattenbanken, von börsennotierten Unternehmen zu Spin-Offs. Überall dort, wo der Sektor in die passende Form gepresst wird, scheint es einen positiven Effekt zu geben. Dennoch nimmt die Gesamtmenge der finanzierten Treibhausgase kaum ab.
Die schrillen Jubelrufe erhöhen also sogar die Gefahren – genauso wie die mangelnde Berücksichtigung von Klimarisiken. Denn anders als gerne behauptet, liegen Nachhaltigkeitskriterien eben nicht außerhalb der Zuständigkeiten des Finanzsektors. Wer hier die Risiken unterschätzt, vergrößert das Problem durch falsche Investitionen.
Wir können es wirklich besser machen. Dazu müssen wir aber die Realwirtschaft verändern. Aktivitäten, die nicht mit dem Pariser Klimaabkommen in Einklang stehen, müssen unattraktiv werden. Dazu braucht es eine konsequente Politik – denn selbst jetzt sind es vor allem die Regierungen, die fossile Brennstoffe direkt oder indirekt subventionieren. Das jüngste Beispiel haben wir gerade in den Niederlanden gesehen.
Preise festlegen, Standards setzen, Schlechtes verbieten. Nur so fließen die Mittel ausschließlich in Klimaschutzlösungen. Und erst dann klingen die schrillen Jubelrufe endlich wie Musik in den Ohren.
Vielen Dank für den Kommentar!
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