Die entscheidende vierte Sitzung der Verhandlungen über ein globales UN-Plastikabkommen (INC4) in Ottawa, Kanada findet in diesen Tagen statt. Die Triodos Bank und Triodos Investment Management fordern gemeinsam mit 160 anderen Finanzinstituten einen ehrgeizigen internationalen Vertrag mit dem Ziel der Beendigung der Plastikverschmutzung. Sie unterstützen die Erklärung des Finanzsektors, in der die zahlreichen Vorteile einer Abkehr von (erdölbasierten) kunststoffabhängigen Wirtschaftssystemen betont werden.

Die Erklärung, die von 160 Finanzinstituten unterzeichnet wurde, die zusammen ein Vermögen von 15,5 Billionen USD repräsentieren, trägt dazu bei, die zahlreichen Ineffizienzen und irrationalen Praktiken aufzuzeigen, die derzeit im Zusammenhang mit Plastik bestehen, und unterstreicht die Notwendigkeit, Anreize für alternative Ansätze zu schaffen. Eine Verringerung der Abhängigkeit unserer Wirtschaft von Einwegplastik führt zu einer Verringerung der Umwelt- und Gesundheitsbelastung durch die Kunststoffproduktion, die Abfallentsorgung und die Verschmutzung in der gesamten Kunststofflieferkette.

Nachhaltige Ersatzmaterialien für Kunststoffe sind derzeit noch nicht die Norm, weil das Recycling von Kunststoffen immer noch als praktikable Lösung, als Königsweg zur Lösung des Abfall- und Verschmutzungsproblems dargestellt wird. Das Problem beim Kunststoffrecycling besteht darin, dass die meisten der sieben auf dem Markt befindlichen Kunststoffarten nicht recycelbar sind, und dass diejenigen, die beispielsweise in Europa recycelbar sind, nicht unbedingt auch in Fidschi oder Brasilien recycelbar sind. In vielen Teilen der Welt ist die für das Recycling von Kunststoffen erforderliche Infrastruktur (groß angelegte Abfallsammel- und -entsorgungssysteme) einfach noch nicht vorhanden. Daher müssen wir über das Recycling hinausblicken und eine Vision und Anreize schaffen, die langfristig die Verwendung von Kunststoffen weitgehend ausschließen. Der Schwerpunkt sollte deshalb auf der Verringerung der Verwendung von Kunststoffen und der Wiederverwendung von Kunststoffen liegen, nicht auf dem Recycling.

Ist Kunststoff ersetzbar?
Es gibt einen Anteil von Kunststoffen in der Wirtschaft, den wir derzeit nicht ersetzen können, weil es keine geeignete Alternative gibt. Ich denke dabei an Sektoren wie das Gesundheitswesen, wo es schwer vorstellbar ist, ein anderes Material für Schläuche, Nahtmaterial und dergleichen zu verwenden. Dies ist jedoch keine Entschuldigung dafür, die Kunststoffanwendungen, für die es ein Ersatzmaterial gibt, nicht zu ersetzen. Es ist durchaus möglich, bei den meisten Verpackungsartikeln in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie, im Baugewerbe, in der Mobilitätsbranche, bei Textilien und im Einzelhandel auf Kunststoffe zu verzichten - wenn die richtigen Anreize gesetzt werden. Sogar im Gesundheitswesen werden Kunststoffe übermäßig häufig verwendet, und in einigen Bereichen könnten stattdessen alternative Materialien eingesetzt werden.

Die Rolle des Finanzsektors
Wenn wir die Ursachen der Kunststoffverschmutzung bekämpfen wollen, muss sich auch der Finanzsektor daran beteiligen:

  • Finanzierung von mehr Ersatzmaterialien, die Kunststoffe in verschiedenen Anwendungen ersetzen können;
  • Unterstützung von Unternehmen, die Kunststoffe reduzieren, wo immer sie ersetzbar oder unnötig sind;
  • Förderung des Verzichts auf bestimmte Arten von Kunststoffharzen (die nur schwer oder gar nicht recycelt werden können);
  • Befürwortung verbindlicher Anforderungen an die Zusammensetzung recycelter Kunststoffe
  • Forderung nach steuerlichen Maßnahmen wie der Steuer auf externe Effekte, die ein Gleichgewicht zwischen billigen neuen und recycelten Kunststoffen schaffen würden
  • Ermutigung von Unternehmen, dafür zu sorgen, dass ihre Produkte recycelbar sind - nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis. Sie sollen mit ihren Lieferanten und Abfallentsorgungsunternehmen zusammenarbeiten. Es soll sichergestellt werden, dass Produkte, die das Unternehmen entwirft und produziert, von den Abfallentsorgungsunternehmen an den Orten, an denen sie verkauft werden, recycelt und wiederverwendet werden können.

 

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Etwas theoretisch recycelbar zu machen, bedeutet nicht, dass es in der Praxis auch recycelt wird. Alle unsere Bemühungen auf das Recycling zu konzentrieren, ist eine erträumte End-of-Pipe-Lösung: Wir lassen alles beim Alten, gehen aber davon aus, dass wir das Problem durch Recycling lösen können. Das ist ein schwieriger Ansatz, der bisher sehr begrenzten Erfolg hat. Es ist an der Zeit, sich auf Strategien zu konzentrieren, die wirkungsvoller sind als Recycling, wie die Verringerung des Verbrauchs (durch Eliminierung und Substitution) als Teil einer umfassenderen Strategie für ein nachhaltiges Ressourcenmanagement.