Nachdenken

Wir sind im Urlaub und stehen in einem dieser typischen Strandläden. Meine Tochter hat die Ecke mit den Meerjungfrau-Badeanzügen entdeckt. Mit Flosse. Die Anzüge glitzern und schillern in allen Farben, sie ist hin und weg. Irgendwie schaffen wir es, den Laden zu verlassen, ohne etwas davon gekauft zu haben. Sie ist enttäuscht. Zuhause erkläre ich ihr, dass auch ich nicht immer alles kaufe, was mich im Laden anfunkelt. Dass es wichtig ist, sich die Zeit zu nehmen und in Ruhe zu überlegen, ob wir das auch gebrauchen können. Das geht zu Hause einfach viel besser. Mir ist es schon oft so gegangen, dass ich – zu Hause angekommen – merke, dass ich diese Jacke oder den tollen Eierpiekser doch nicht brauche. 

Wenn ich Kleidung einkaufen gehe, überlege ich mir vorher genau, was ich brauche. Zum Beispiel eine neue Hose, die bis x Euro kostet und folgende Kriterien hat: Ökologisch nachhaltig, gemütlich, leicht zu bügeln. Mit diesen Kriterien im Kopf gehe ich einkaufen. Finde ich nichts, was dazu passt, fahre ich wieder nach Hause oder verlasse den Onlineshop wieder. Fast immer. Manchmal denke ich: „Ist ja nicht so schlimm, wenn sie schnell Falten wirft, die Hose“ und kaufe sie trotzdem. Diese Kleidungsstücke hängen dann meistens ungenutzt bei mir im Schrank.

Erst nachdenken, dann kaufen – das gilt auch beim Einkauf von Lebensmitteln. 10,9 Millionen Tonnen Lebensmittel wurden 2020 in Deutschland weggeschmissen, ein Großteil davon (59%) in privaten Haushalten. Wer im Vorfeld des Einkaufs im Kühlschrank nachschaut, was noch da ist und sich eine Einkaufsliste schreibt, wird wahrscheinlich insgesamt weniger einkaufen als bei einem Spontankauf. Auch hungrig einzukaufen sollte vermieden werden. All diese Tipps helfen übrigens, Geld zu sparen.

Reparieren

Unser Käsehobel ist nicht mehr der Jüngste. Der Holzgriff ist an einer Seite aufgesprungen und nur noch lose mit der Stahlklinge verbunden - das wackelt beim Schneiden manchmal. Ich möchte ihn aber auf gar keinen Fall hergeben. Denn damit hat schon meine Uroma sich ihre gleichmäßig dünnen Scheiben vom Käse abgehobelt. Deswegen wird er regelmäßig geleimt. Auch wenn der Rest der Familie gerne schon einen neuen gekauft hätte. Je länger wir Dinge besitzen, desto mehr erleben wir mit ihnen zusammen. Damit steigt auch die Wertschätzung. Das ist doch nicht das Allerschlechteste, oder?

Vor einiger Zeit hat mir eine Freundin erzählt, dass sie kaputte oder nicht mehr passende Kleidung zur Änderungsschneiderei bringt. Das war neu für mich und ich habe es gleich ausprobiert. Ein Riss im Lieblingsshirt? Ein Loch in der Jeans? Ab zur Reparatur. Das kostet weniger, als etwas neu zu kaufen und ich bin immer wieder überrascht, wie gut die Menschen dort die Änderungen hinbekommen – meist ist nichts mehr zu sehen.

Wenn technische Dinge kaputt gehen, wird es oft kniffliger. Eine defekte Kaffeemaschine oder einen Staubsauber kann ich zum Beispiel nicht selbst reparieren, der Hersteller bietet nicht immer eine Reparatur an. Dafür gibt es in vielen Städten Repair-Cafés. Dort wird gemeinsam repariert, oft mit fachkundiger Unterstützung von Ehrenamtlichen. 

Teilen

Wir besitzen kein Auto. Beruflich brauchen wir es nicht, privat sehr selten. Es gibt allerdings drei, vier Situationen im Jahr, wo es wirklich praktisch wäre. Wenn wir zum Beispiel einen großen Schrank durch die Stadt fahren müssen oder einen Ausflug an einen Badesee machen wollen, der mit der Bahn nicht erreichbar ist. Zum Glück haben wir sehr nette Nachbarn, die uns dann ihr Auto ausleihen. Begründung: „Es steht sowieso die meiste Zeit in der Garage rum.“ Dinge miteinander teilen macht oft viel Sinn, es ist zudem günstiger und nachhaltiger. Einen Beamer zum Beispiel brauchen die meisten wohl nicht täglich. Warum also nicht teilen? Das Gleiche gilt auch für die Bohrmaschine oder die Heckenschere.

Glücklicherweise gibt es mittlerweile viele Online-Plattformen, auf denen das möglich ist. Über nebenan.de zum Beispiel lassen sich Geräte aus der Nachbarschaft ausleihen, Carsharing-Anbieter gibt es wie Sand am Meer und dann gibt es noch diese Einrichtung, in der man Bücher ausleihen und nach ein paar Wochen wieder zurück geben kann… genau, die Bibliothek. Oft lohnt es sich, einfach mal im Freundeskreis nachzufragen, ob jemand eine Seifenblasenmaschine oder eine Slackline für den nächsten Kindergeburtstag bei sich im Keller liegen hat. 

Erleben
An Geburtstagen oder bei Besuchen wird unser Vorhaben, achtsam zu konsumieren, auf eine besondere Probe gestellt. Wie oft kaufen wir schnell noch irgendetwas, um nicht mit leeren Händen dazustehen? Bei unseren Kindern halten wir uns mittlerweile stark mit Geschenken zurück, trotzdem kommt durch die weiteren Geburtstagsgäste ziemlich viel zusammen.   
Deswegen haben wir dieses Jahr angefangen, nicht nur materielle Dinge, sondern auch Erlebnisse zu verschenken. So stapelt sich nicht das x-te Bastelset im Kinderzimmer an und sie haben noch etwas, auf das sie sich freuen können.

Mit Freundinnen mache ich das auch gerne: Ein Gutschein für einen Poetry-Slam oder ein gemeinsames Abendessen (gerne auch selbstgekocht!) schafft gemeinsame Erlebnisse und schenkt Zeit füreinander. Das ist dann gleich doppelt nachhaltig.