Anfang dieses Monats stellte EU-Kommissar Wopke Hoekstra den Vorschlag der Kommission für ein Klimaziel für 2040 vor. Die vorgeschlagene Netto-Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 90 % ist ein mutiger und notwendiger Schritt in die richtige Richtung. Doch diese Ambition könnte durch Schlupflöcher untergraben werden, die eine Kompensation durch Offshore-Emissionszertifikate und kostspielige sowie unerprobten Technologien zur Kohlenstoffentfernung ermöglichen. Kapital muss in echte heimische Klimainnovationen fließen – in Lösungen, die Emissionen an der Quelle reduzieren, die Energiesicherheit stärken und grüne Arbeitsplätze in Europa schaffen.

Vergeuden wir keine Zeit und kein Geld für riskante, teure technische Lösungen, die das Problem nicht lösen

Unter den wichtigsten Punkten, die im aktuellen Vorschlag geschlossen werden müssen, ist die Möglichkeit, Emissionen durch permanente Kohlenstoffentfernungen auszugleichen. Wir plädieren dafür, Reduktions- und Entfernungsziele klar voneinander zu trennen. In der Praxis bezieht sich "Entfernung" oft auf die Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS), eine Technologie mit einer langen Geschichte gescheiterter Projekte, Kostenüberschreitungen und Leistungsdefiziten. Laut der Universität Oxford ist CCS nicht nur ineffektiv, sondern kann auch wirtschaftlich sehr schädlich sein. Die Option, Emissionen durch zukünftige Kohlenstoffentfernungen zu kompensieren, birgt das Risiko, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu zementieren – und das zu einer Zeit, in der wir den Übergang zu sauberer Energie und Kreislaufwirtschaft beschleunigen müssen.

Keine Spielräume für kreative CO₂-Buchführung – Finanzmittel müssen dorthin, wo sie gebraucht werden: echte Klimainnovation in Europa

Eine weitere vorgeschlagene Flexibilität ist der Einsatz internationaler Emissionszertifikate, um die europäischen Klimaziele zu erreichen. Dies widerspricht den Empfehlungen des Europäischen Wissenschaftlichen Beirats zum Klimawandel, der betont hat, dass die Dekarbonisierung im strategischen Eigeninteresse der EU innerhalb der Union stattfinden sollte. Setzt Europa auf diese Kompensationen, droht die Verzögerung einer wirksamen Dekarbonisierung und die verpasste Chance, die Wirtschaft zu modernisieren, eine Führungsrolle bei sauberer Technologie einzunehmen und die Abhängigkeit von fossilen Energieimporten zu verringern.

Ein Verzicht auf internationale Emissionszertifikate bei der Erfüllung der europäischen Klimaziele würde für mehr Klarheit sorgen, mehr heimische Investitionen in Klimaschutzlösungen anregen und Risiken senken.

Bürgerinnen und Bürger wollen mutigen und glaubwürdigen Klimaschutz

Die Menschen in Europa spüren die Folgen des Klimawandels immer deutlicher – und sie wollen, dass die Politik handelt. Der neueste Eurobarometer zeigt, dass den Bürgerinnen und Bürgern das Klima am Herzen liegt, sie die Risiken wahrnehmen und konkrete sowie mutige Maßnahmen fordern. Die Menschen wollen, dass die Emissionen schneller sinken – nicht, dass sie durch Buchhaltungstricks hinausgezögert werden.

Der Vorschlag zum 2040-Ziel wird nun im Europäischen Parlament und von den nationalen Regierungen beraten und kann durch Änderungsanträge gestärkt werden. Es besteht die Chance, Schlupflöcher zu schließen, Integrität zu stärken und sicherzustellen, dass dieses Ziel echten Wandel in Europa bewirkt. Wir appellieren an die Verantwortlichen, sich von den Stimmen der Bürgerinnen und Bürger, der Dringlichkeit der Klimakrise und der Chance auf ein sauberes, gerechtes und widerstandsfähiges Europa leiten zu lassen. Sorgen wir gemeinsam dafür, dass die EU ein starkes und glaubwürdiges Klimaziel für 2040 vor COP30 im November verabschiedet. Setzen wir uns für ein klares und ambitioniertes Emissionsreduktionsziel ein, das echte Lösungen in Europa fördert – für heute und für kommende Generationen.