1. Was sind Sparzinsen?
Sparzinsen sind die Vergütung, die Sparer dafür erhalten, dass sie ihr Geld z.B. auf Giro- oder Tagesgeldkonten bei Ihrer Bank einlegen. Die Bank verleiht die ihr anvertrauten Spareinlagen an Unternehmer oder Privatpersonen. Diese Kreditnehmer zahlen eine Gebühr für das geliehene Geld: Zinsen. Und die Bank zahlt wiederum Zinsen an die Sparer. Allerdings einen etwas geringeren Zinssatz, den die Bank zieht einen Teil davon ab, um die Betriebskosten und die Risiken, die eine Bank bei der Kreditvergabe eingeht, abzudecken. Die Bewertung dieser Risiken ist eine der Hauptaufgaben einer Bank.
Bei der Triodos Bank prüfen wir jedes Kreditvorhaben nicht nur nach Risiko und Ertrag, sondern auch nach der positiven Wirkung. Jeder Euro, den wir verleihen, muss einen sozialen oder ökologischen Nutzen haben (siehe Frage 5). Hier gehen wir weiter als andere Banken. Genau aus diesem Grund wurden wir 1980 gegründet.
2. Warum ändern sich die Zinssätze?
Die Europäische Zentralbank (EZB) nutzt die Höhe der Zinsen, die sie den Banken berechnet, als Steuerungsinstrument, um die Wirtschaftstätigkeit und damit die Inflation zu lenken: In den vergangenen Jahren hat die EZB sogar Negativzinsen erhoben. Damit wollte die EZB Banken, Unternehmen und Bürger dazu bewegen, mehr zu investieren und Geld auszugeben, in der Hoffnung, dass dadurch die Wirtschaftstätigkeit und die Inflation angekurbelt werden.
Im Jahr 2022, als die Inflation in die Höhe schoss, beendete die EZB diese Politik. Der Zinssatz, den die EZB jetzt für Bankeinlagen zahlt, liegt bei über drei Prozent. Damit will die EZB die hohe Inflation eindämmen. Mit höheren Zinssätzen hofft sie, Unternehmen und Bürger:innen davon zu überzeugen, weniger zu investieren und mehr zu sparen.
Ernst Hobma, Researcher in der Abteilung Impact and Economics der Triodos Bank, ist der Ansicht, dass die EZB auch andere Auswirkungen der Geldpolitik berücksichtigen sollte, etwa die wachsende Ungleichheit in der Gesellschaft.
"Die Zinsschritte der EZB haben weit mehr Auswirkungen als nur auf die Wirtschaftstätigkeit und die Inflation. Die hohen Immobilienpreise der letzten Jahre sind zum Beispiel zum Teil auf die niedrigen Zinsen zurückzuführen. Durch die niedrigen Zinsen konnten sich die Menschen mehr Geld leihen, um Häuser zu kaufen, und das hat die Preise in die Höhe getrieben. Für diejenigen, die bereits ein oder mehrere Häuser besaßen, stieg der Wert ihrer Immobilien. Man kann also sagen, dass die Zinspolitik der Zentralbanken auch die Ungleichheit in der Gesellschaft beeinflusst.
Rasch steigende Zinsen, wie sie derzeit zu beobachten sind, haben auch relevante Nebeneffekte, die in der Geldpolitik berücksichtigt werden müssen. So werden Investitionen in kurzer Zeit deutlich teurer, was die Finanzierung z.B. von Investitionen in erneuerbare Energien, Bildung, Naturschutz oder nachhaltige Immobilien erschwert.
3. Wie setzt die Triodos Bank den Zinssatz fest?
Der Zinssatz wird von mehreren Faktoren bestimmt. Erstens vom Markt. Gibt es viel Geldangebot und wenig Kreditnachfrage? Dann ist der Marktzins in der Regel niedrig. Kredite sind also "billiger", weil man für einen Kredit wenig Zinsen zahlt. Wie sich die Dinge auf dem internationalen Markt entwickeln, hängt also oft vom Wirtschaftsklima ab. Eine Krise wie die Corona-Krise hat für viel Unsicherheit gesorgt, deshalb haben die Menschen mehr gespart und die Nachfrage nach Krediten war gering.
Der Zinssatz wird auch durch den Leitzins der EZB bestimmt. Schließlich legt die Triodos Bank einen Teil der Ersparnisse ihrer Kunden bei der EZB an. Wenn Triodos mehr Zinsen für ihre Einlagen bei der EZB erhält, können wir unseren Sparer:innen auch mehr Zinsen zahlen. Hier schaffen wir ein gutes Gleichgewicht. Das Geld, das wir verleihen, wirkt nur in der "Realwirtschaft". Das heißt, es wird nicht in Finanzprodukte investiert, sondern an nachhaltige Unternehmer oder Projekte verliehen. Dafür schließt die Triodos Bank einen langfristigen Vertrag mit festem Zinssatz ab, bei dem die EZB eine Rolle spielt. Bei einem Kredit mit einer Zinsbindung von zehn Jahren erhöht sich der Zinssatz beispielsweise nicht, wenn der Leitzins der EZB steigt. Auf diese Weise werden Unternehmen und Projekte vor höheren Zinsbelastungen geschützt.
Zum Schluss bewertet die Bank die Risiken. Schließlich geht es um die Ersparnisse der Kund:innen. Wenn wir Kredite verleihen, gibt es bestimmte Risiken, die richtig eingeschätzt werden müssen. Das macht die Triodos Bank sehr sorgfältig. Und wir betrachten nicht nur die finanziellen Risiken, wenn wir Geld verleihen. Jedes Projekt, das die Triodos Bank finanziert, muss strenge Nachhaltigkeitsanforderungen erfüllen. Diese Prüfung und Risikobewertung kostet Geld. Daher ist es wichtig, ein Gleichgewicht zwischen der Erzielung einer nachhaltigen Wirkung und der Verzinsung des eingesetzten Kapitals zu finden.
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4. Wofür werden die Ersparnisse verwendet?
Eine Bank ist dazu da, Ersparnisse zu verwalten und Kredite an Unternehmer, Projekte und Menschen zu vergeben. Die Triodos Bank verleiht Ersparnisse an die Realwirtschaft. Wir wissen immer, was mit dem Geld passiert und veröffentlichen jeden vergebenen Kredit auf unserer Homepage.
Seit der Gründung der Triodos Bank haben wir strenge Mindestanforderungen, wohin das Geld nicht fließen darf. Zum Beispiel in Waffen oder fossile Brennstoffe. Diese Anforderungen werden ständig verschärft. Ein gutes Beispiel dafür ist die Bekleidungsindustrie. Während wir anfangs nur Unternehmen ausgeschlossen haben, die nicht nachhaltig und fair produzieren, war es an der Zeit, auch die Ketten auszuschließen, die zwar gute Fortschritte in diesem Bereich machen, aber immer noch Fast Fashion produzieren. Denn dies hat zur Folge, dass die Kollektionen alle paar Wochen erneuert werden und nicht verkaufte Kleidung auf dem Müllberg landet.
Die Ersparnisse kommen Unternehmern und Projekten zugute, die einen positiven Wandel vorantreiben. Denk an Museen, Biobauern, Superfarmen, Pflegefarmen, vegane Restaurants und energieeffiziente Gebäude. Bei der Triodos Bank hat Geld immer eine positive Wirkung. Die negativen Auswirkungen unserer Finanzierungen, wie z.B. Treibhausgasemissionen, untersuchen wir und berichten darüber in unserem Jahresbericht.
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