Invest in Visions: Wie ist die derzeitige Corona-Situation in Ecuador im Vergleich zum Pandemie-Beginn vor mehr als anderthalb Jahren?

Fidel Durán: Ecuador war im Vergleich zu anderen Ländern Lateinamerikas von der ersten Phase der Pandemie besonders schwer betroffen. Mittlerweile zählen wir über 526.000 Infizierte und über 33.250 Tote. Ecuador hat eine Bevölkerung von ungefähr 17,6 Millionen Einwohner:innen. Grund für den schnellen Anstieg der Betroffenen in der Pandemie war insbesondere ein Missmanagement der Regierung. Unter anderem gab es mehrere Korruptionsfälle. Zudem wurde die ecuadorianische Wirtschaft durch die sinkenden Rohölpreise schwer getroffen.

Fidel Durán Banco Solidario
Fidel Durán, Banco Solidario

Seitdem erholt sich die ecuadorianische Wirtschaft jedoch beständig. Im Mai 2021 übernahm eine neue Regierung die Geschäfte, die insbesondere auf die Zusammenarbeit mit dem Privatsektor zur Ankurbelung der Wirtschaft setzt. Zudem haben die Impfaktivitäten stark zugenommen. Derzeit sind 77,1 Prozent der Bevölkerung geimpft. Aufgrund dieser Maßnahmen ist die Situation im Moment sehr stabil.

Wie haben sich die Maßnahmen der Bank während der Pandemie entwickelt, um auf die Herausforderungen zu reagieren?

Grundsätzlich hatten wir bereits im Vorfeld der Pandemie mehrere präventive Maßnahmen getroffen, wie beispielsweise die Vorhaltung hoher Liquiditätsreserven, um mögliche wirtschaftliche Schocks abfedern zu können. In der Pandemie mussten wir zwar einen Großteil unseres Portfolios stunden, konnten jedoch unsere Verpflichtungen einhalten.

Glücklicherweise waren viele unserer Kund:innen durch Krankenversicherungen abgesichert, sodass diese durch ein soziales Sicherungsnetz aufgefangen werden konnten. Trotz der Herausforderungen durch die Pandemie konnten wir alle Filialen offenhalten und mussten keine Angestellten entlassen. Zeitweise mussten wir die Vergütung der Angestellten etwas reduzieren, konnten aber jederzeit vollständig operativ bleiben. Auch wenn sich die Rückzahlquoten leicht reduzierten, konnten wir durchweg eine Rückzahlungsquote der Kredite von bis zu 94 Prozent erreichen. Auch die Anzahl der Kreditnehmer:innen konnte gehalten werden.

Ihre Bank war einer der ersten Partner von Invest in Visions. Können Sie sich daran erinnern, wie die Beziehung begann und wie sie sich im Laufe der Jahre entwickelt hat?

Tatsächlich erinnere ich mich selbst noch an den Beginn der Zusammenarbeit mit Invest in Visions. Ich war damals für den Bereich Mikrokredite, d.h. für das Geschäft, zuständig. Banco Solidario befand sich in einer finanziell herausfordernden Situation, in der die Beteiligungsstruktur des Unternehmens angepasst werden musste. Die Zusammenarbeit mit Invest in Visions war von Anfang an von einem engen Wissens- und Erfahrungsaustausch geprägt, bei dem beide Seiten voneinander lernen konnten. Heute ist Invest in Visions unser größter internationaler Kreditgeber mit einem ausstehenden Darlehensvolumen von knapp 56 Millionen US-Dollar. Für diese Zusammenarbeit sind wir sehr dankbar.

Welche Perspektiven sehen Sie für die weitere Zusammenarbeit mit Invest in Visions?

Natürlich wollen wir die gute Zusammenarbeit mit Invest in Visions gerne weiterhin aufrechterhalten. Für uns sind langfristige Kooperationen besonders wertvoll, da wir dadurch die Möglichkeit haben, uns gemeinsam weiterzuentwickeln. Für die kommenden fünf Jahre hat Banco Solidario weitreichende Ziele: Wir wollen eine Million Kund:innen erreichen und unser Portfolio auf eine Milliarde US-Dollar anwachsen lassen. Wir würden uns freuen, wenn Invest in Visions uns in diesem Prozess unterstützt und wir gemeinsam den Sektor der finanziellen Inklusion in Ecuador langfristig positiv prägen können.

Sehr geehrter Herr Durán, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Das Interview erschien zuerst bei Invest in Visions, dem Mirkrofinanzpartner-Partner des Triodos Impact Portfolio Managers.

 

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