Die Unterstützung für die Klimapläne der Regierungen ist in weiten Teilen der Wählerschaft noch nicht gefestigt. Verständlicherweise verlagert auch der Krieg in der Ukraine den Fokus auf Themen wie Kaufkraftverlust und Sicherheit.
Populistische Parteien machen sich diese kurzfristige Ausrichtung geschickt zunutze. So schaffte es die rechtsradikale Kandidatin Marine Le Pen mit der Fokussierung auf die Kaufkraft in die Endrunde der französischen Präsidentschaftswahlen. Dass die Franzosen anfällig für derartige Themen sind, zeigt sich schon an der Bewegung der „Gelbwesten“, die als Reaktion auf die große sozioökonomische Ungleichheit entstand. Die anhaltende Ungleichheit führt verständlicherweise dazu, dass es den Wählern gleichgültig ist, dass Le Pen ganze Windparks abbauen und die Subventionen für Wind- und Solarenergie kürzen wollte. Und genau das ist die Schwachstelle aller Klimapläne: Wenn sie nicht jedes Mal von Maßnahmen zur Beseitigung der sozioökonomischen Ungleichheit begleitet werden, wird eine große Gruppe von Menschen weiterhin versucht sein, dem Ruf des Populismus zu folgen. Das Wiederaufleben des Populismus führt oftmals zu einer Regierung, die aus Klimaskeptikern besteht, wie wir am Beispiel Donald Trump gesehen haben.
Keine sehr attraktive Aussicht für politische Entscheidungsträger, die sich ernsthaft um die Bekämpfung der globalen Erwärmung bemühen. Dennoch scheint dieser Zusammenhang zwischen sozioökonomischer Ungleichheit und dem Erfolg von Klimaplänen von vielen Politikern übersehen zu werden. Dies zeigt sich beispielsweise an der absurden Entscheidung vieler europäischer Regierungen, die Benzin- und Mehrwertsteuer auf Energie pauschal zu senken. Es sollte klar sein, dass es keinen Sinn macht, alle Menschen gleichermaßen für eine steigende Energierechnung zu entschädigen, während Familien, die unterhalb der Armutsgrenze leben, viel härter getroffen werden. Diese Missachtung der Ungleichheit nährt bei Ihnen das Gefühl benachteiligt zu sei und erhöht damit die Wahrscheinlichkeit eines populistischen, klimaskeptischen politischen Wandels. Die Tatsache, dass Klimapolitik tatsächlich Arbeitsplätze schafft und enorme Kosten in der Zukunft verhindert, wird vergessen, sobald das Bauchgefühl die Oberhand gewinnt.
Wie sehr die einseitige Ausrichtung eines Landes auf das Klima nach hinten losgehen kann, zeigt das jüngste Wahlergebnis in Costa Rica. Das mittelamerikanische Land ist seit vielen Jahren weltweit führend in Sachen Nachhaltigkeit und Naturschutz: Nahezu die gesamte Energie wird aus nachhaltigen Quellen gewonnen und das Land schützt fanatisch seinen Regenwald.
Während des jüngsten Klimagipfels führte Costa Rica sogar andere Länder im Kampf gegen die Nutzung fossiler Brennstoffe an. Mit der Wahl des rechtskonservativen Populisten Rodrigo Chaves zum neuen Präsidenten des Landes zeichnet sich jedoch ein radikaler Bruch mit dieser Politik ab: Chaves erwägt tatsächlich, nach Gas zu bohren.
Seine Wahl ist eine direkte Folge des wirtschaftlichen Einbruchs in Costa Rica: Fast ein Viertel der Bevölkerung lebt in Armut, und Arbeitslosigkeit und Einkommensungleichheit haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Aus den Umfragen kurz vor der Wahl ging hervor, dass das Klima für die Wähler kaum im Vordergrund stand: Arbeitslosigkeit, COVID-19, Korruption und die steigenden Lebenshaltungskosten waren ihre Hauptprioritäten.
Es ist daher höchste Zeit, dass die Regierungen in aller Welt nach dieser Erkenntnis handeln. Denn der wichtigste Aktionspunkt in jedem erfolgreichen Klimaplan lautet: Beseitigung der sozioökonomischen Ungleichheit.
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