PBL, die niederländische Umweltbewertungsagentur, hat über ein Jahr lang gemessen und nachgedacht, kam aber zu einem ernüchternden und unausweichlichen Ergebnis: Wir kommen mit der Kreislaufwirtschaft noch nicht weiter. Der kürzlich veröffentlichte Circularity Gap Report bestätigt das und zeigt, dass die Welt nur zu 8,6 % kreislauffähig ist. Und, was am besorgniserregendsten ist, beide Berichte zeigen, dass wir immer mehr und mehr Rohstoffe verbrauchen.

Meiner Meinung nach läuft es darauf hinaus, dass wir versuchen, einen eckigen Pflock in ein rundes Loch zu stecken: Es wird nicht passen. Und wenn wir diesen eckigen Pflock nicht runder machen, wird er niemals passen.

Unsere Wirtschaft kreislauffähiger zu machen, ist aus mindestens drei Gründen sehr wichtig. Erstens hilft es, die Kohlenstoffemissionen zu reduzieren. Weniger natürliche Ressourcen zu nutzen, weniger fossile Brennstoffe zu verbrennen und sie durch erneuerbare Energien zu ersetzen, ist ein entscheidender Teil der Klima-Agenda. Zweitens, weniger von der Natur zu verwenden, gibt der Natur die Chance zu atmen und sich zu erholen. Der Verlust der biologischen Vielfalt wird in erster Linie durch wirtschaftliche Abbautätigkeit verursacht. Die Reduzierung der Nutzung natürlicher Ressourcen ist die einzige Möglichkeit, die Natur wiederherzustellen.

Ein dritter Grund für die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft ist, dass die Rückgewinnung und Wiederverwendung von Materialien für einen Übergang zur Nachhaltigkeit notwendig sind. Wir brauchen zum Beispiel Stahl, Kobalt und Seltenerdmetalle, um erneuerbare Energien zu erzeugen, nachhaltige Technologien zu entwickeln und eine nachhaltige Infrastruktur aufzubauen. Die Nachhaltigkeitswende wird materialintensiv sein. Sie wird nur gelingen, wenn sie auf Kreislaufprinzipien beruht.

Die Idee einer Kreislaufwirtschaft ist ganz einfach: so wenig Rohstoffe wie möglich verwenden und so viel Wert wie möglich aus dem gewinnen, was wir in unserer Wirtschaft haben. Große Fortschritte können zum Beispiel dadurch erzielt werden, dass Produkte länger genutzt werden und nicht erneuerbare Materialien durch erneuerbare Materialien ersetzt werden. Derzeit nutzen wir lediglich Rohstoffe effizienter und betreiben ein wenig Recycling. Anstatt sie kreislauffähiger zu machen, schaffen wir nur eine stärkere, effizientere lineare Wirtschaft.

Die Nachhaltigkeitswende wird materialintensiv sein. Sie wird nur gelingen, wenn sie auf Kreislaufprinzipien beruht.
Hans Stegeman

Unsere Wirtschaft ist darauf ausgelegt, so viel wie möglich zu produzieren und so effizient wie möglich zu verkaufen. Alles zu Gunsten des Wirtschaftswachstums. In einer Kreislaufwirtschaft versucht man jedoch das Gegenteil: Man will weniger neue Produkte, alles, was genutzt wird, optimal nutzen und so viele Rohstoffe wie möglich wiederverwenden.

Letzeres ist schwer in unser System zu integrieren. Wir haben zum Beispiel noch keine Ahnung, welchen Wert wir auf eine längere und bessere Nutzung von Produkten legen sollen. Denn das zählt nicht als Gewinn oder Wachstum. Und die Substitution durch nachwachsende Rohstoffe ist zwar schön und gut, führt aber letztlich oft zu einem erhöhten Einsatz von Primärrohstoffen. Und weniger Produktion bedeutet weniger Gewinn. Viele glauben, dass das Produkt-as-a-Service-Modell die Antwort ist. Aber wenn das Dienstleistungsmodell mehr Gewinn abwirft, dann bedeutet das, dass es teurer ist als die Herstellung eines neuen Produkts. Das heißt also, es ist weniger effizient. In welche Art von Wirtschaft passt das?

Es gibt nur eine Lösung: die Regeln zu ändern. Wir sollten als die Ecken des Pflocks abfeilen. Und zwar indem wir  die Garantiezeit für alle Produkte verlängern, ernsthaft über Alternativen zu privaten Eigentumsrechten nachdenken und Erstattungssysteme für alles einführen, was die Leute wegwerfen. Zu guter Letzt sollten wir externe Effekte bepreisen. Das läuft auf eine drastische, riesige und ehrgeizige Erneuerung hinaus, die die Wirtschaft durch Innovation innerhalb neuer Rahmenbedingungen runder macht.

Lesen Sie diese Zeilen noch einmal, von unten nach oben. Lassen Sie uns dafür sorgen, dass die Wirtschaft wirklich rund wird. Denn wir haben keine andere Wahl.

Die vorherige Kolumne von Hans Stegeman finden Sie hier.